Geschichte

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Znaimer Trachtengruppe in Festtagstracht (1938)

Moravia Cantat ist ein Südmährisches Ensemble für Chor, Instrumentalmusik und historischen Tanz, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, insbesondere die deutsche Musikkultur der böhmischen Länder zu pflegen und weiter zu entwickeln. Ein besonderes Anliegen des Ensembles ist es auch, die vielfältigen musikalischen Gemeinsamkeiten und Wechselwirkungen zwischen deutscher, tschechischer und jüdischer Kultur in dieser Region im Herzen Europas aufzuzeigen.

Gegründet wurde Moravia Cantat als Südmährische Sing- und Spielschar 1952 in Stuttgart von vertriebenen Deutschen aus Südmähren. Doch bereits von Anfang an stand das Ensemble auch jungen Musikern aus anderen Gegenden offen. Das Repertoire von Moravia Cantat umfasst Musik aus vier Jahrhunderten. Weltliche und geistliche Chormusik, historischen Tanz und Volkstanz, Werke für Streicher-, Blockflöten- und Blechbläserensemble sowie Musik der Renaissance auf Originalinstrumenten.

Bei den Konzertprogrammen beweist Moravia Cantat oft Pioniergeist. Viele der Werke werden nach Recherchen in Bibliotheken und Archiven in Europa und den USA zum ersten Mal wieder aufgeführt. Beispielhaft seien dafür die Rekonstruktion und Aufführung barocker Ballette sowie ein Programm mit Musik jüdischer Komponisten aus Böhmen und Mähren genannt. Zahlreiche Werke zeitgenössischer Komponisten wurden von dem Ensemble aufgeführt, viele auch uraufgeführt.

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Die Aufführung der Ballette im Ludwigsburger Schlosspark. (1992)

Auslands-Tourneen führten die Gruppe nach Finnland (1954, 1962), Norwegen (1961), Österreich (1963, 1964), Südtirol (1969), England (1971), Frankreich (1973), Brasilien (1976), Österreich, Rumänien, Jugoslawien und Italien (1980), USA (1982, 1986, 1994), Israel (1987/88), Südafrika und Namibia (2000) sowie Argentinien (2006).

Besonders verbunden fühlt sich Moravia Cantat mit Böhmen und Mähren. So wurden bereits vor der „Samtenen Revolution“ Kontakte in die damalige Tschechoslowakei geknüpft: Als Touristengruppe – weil es politisch nicht anders möglich war – bereiste das Ensemble 1978 und 1989 Böhmen und Mähren. Als erste sudetendeutsche Gruppe gab es offiziell als Südmährische Sing- und Spielschar im Sommer 1990 in Prag und Böhmisch Kamnitz (Česká Kamenice) und im November 1991 in Karlsbad Konzerte. Gemeinsam mit tschechischen Jugendlichen begann es den Wiederaufbau der Kirche im nordböhmischen Gersdorf und die Restauration des dortigen Friedhofs. Zwei Konzertreisen führten die Gruppe 1992 und 1998 durch Mähren. Bei einem deutsch-tschechischen Chorprojekt studierte das Ensemble 2001 gemeinsam mit dem tschechischen Mädchenchor Ondrasek aus Neutitschein Chorwerke jüdischer Kantoren aus den böhmischen Ländern ein und führte diese Werke in drei Konzerten auf.

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An der tschechisch-österreichischen Grenze (1978) und beim Renovieren der Kirche in Gersdorf (1991)

Moravia Cantat erhielt mehrere Preise: 1961 erhielt das Ensemble den damals zum ersten Mal verliehenen Preis für Volkstumspflege der Sudetendeutschen Landsmannschaft. 1982 wurde ihr der Südmährische Kulturpreis von der Stadt Geislingen an der Steige und dem Südmährischen Landschaftsrat verliehen. 1988 gewann sie den Europäischen Umweltpreis in der Kategorie „Kulturelles Erbe“. Außerdem wurde die Gruppe 1995 mit der Adalbert-Stifter-Medaille der Sudetendeutschen Landsmannschaft ausgezeichnet.

Moravia Cantat hat beim Rundfunk bereits über 200 Titel eingespielt und im Laufe der Jahre hat sie acht Schallplatten und vier CDs herausgebracht. Die CD „Gondelfahrt. Eine musikalische Reise durch Böhmen und Mähren“ enthält Chor- und Instrumentalmusik vom 18. bis zum 20. Jahrhundert sowie südmährische Volkslieder.
Die CD „Jauchzet dem Herrn alle Welt!“ – 1999 im nordböhmischen Zisterzienserkloster Ossegg eingespielt – umfaßt geistliche Musik der Romantik aus den böhmischen Ländern.
Die CD „Schma Jisroel“ wurde 2003 in der Kirche St. Vitus in Regensburg aufgenommen und enthält Musik von jüdischer Komponisten aus Böhmen und Mähren. Damit widmete sich Moravia Cantat nach der Pflege der deutschen und der tschechischen Kultur nun der dritten großen Musiktradition der böhmischen Länder.
Mit „Karls Brücke. Die kulturelle Polyphonie der böhmischen Länder“ erschien 2007 die vierte CD. Sie vereint in ihrem Programm mit Werken von mährischen, tschechischen und jüdischen Komponisten Musik aus vier Jahrhunderten.

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Moravia Cantat auf einer Mate-Plantage in Argentinien (2006)