Moravia Cantat in Mähren (2008)

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Moravia Cantat in Troppau / Opava (2008)

Eine zweiwöchige Konzertreise führte Moravia Cantat im Sommer 2008 nach Mähren. Das Ensemble gab erfolgreiche Konzerte in Brünn, Mährisch Trübau, Mährisch Schönberg, Bautsch, Troppau und Jägerndorf.

Den Auftakt der Reise bildete ein zweitägiger Aufenthalt in Prag. In einer mehrstündigen Führung zeigte Rabbi Michael Dushinsky Moravia Cantat die zahlreichen Sehenswürdigkeiten des jüdischen Prags: die Meiselsynagoge, die Pinkassynagoge und den alten jüdischen Friedhof. In der Spanischen Synagoge stimmte Moravia Cantat den Psalm 130 „Aus tiefer Not ruf ich zu Dir“ von David Rubin an, der dort mehrere Jahrzehnte als Chordirigent gewirkt hatte.

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und ein Fenster in der Spanischen Synagoge


Das Ensemble stattete auch dem Sudetendeutschen Büro auf der Kleinseite einen Besuch ab. Peter Barton hatte das Ensemble bereits 2004 – wenige Tage nach dem EU-Beitritt Tschechiens – zu einem vielbeachteten Versöhnungskonzert in die Prager Basilika St. Clemens eingeladen. Für diesen Sommer hatte er nun einen weiteren Höhepunkt initiiert und organisiert: ein interkulturelles Konzert von Moravia Cantat und der Roma-Musikgruppe Bengas in Brünn (die Sudetendeutsche Zeitung berichtete darüber bereits ausführlich am 5.9.2008). Das sehr gut besuchte Konzert im Kulturzentrum Omega in Brünn war der erste große Höhepunkt dieser Tournee.

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Gemeinsame Probe und Konzert mit der Roma-Gruppe Bengas


Mährisch Trübau hieß die nächste Station der Tournee. Das Begegnungszentrum Walther Hensel mit seiner Leiterin Irene Kunc hatte Moravia Cantat zum Auftakt des Stadtfests „Gaukeleien“ zu einem Open-Air-Konzert auf den Stadtplatz eingeladen. Trotz einiger Regentropfen zu Beginn des Konzerts fanden sich – angelockt von den festlichen Klängen der Blechbläser – gut 100 Zuschauer ein, die dem bunt gemischten Programm gebannt folgten.

In Mährisch Schönberg gab Moravia Cantat für die Ortsgruppe des Verbands der Deutschen Nordmähren/Adlergebirge ein Konzert. Auf dem Programm standen Werke für Blechbläser sowie Blockflöten- und Streicherensemble, Chorlieder von Daniel Friderici, Johannes Steuerlein, Antonín Dvořák, Widmar Hader, Viktor Ullmann, südmährische Volkslieder und Volkstänze.
Die Dekanatskirche Mariae Himmelfahrt in Bautsch war der nächste Veranstaltungsort. Eingeladen hatten Moravia Cantat Petr Anderle – Stammgast der Sudetendeutschen Tage – und die „Vlastenecký poutník“ (die „Vaterländischen Pilger“), eine Bürgerinitiative, die sich engagiert für die deutsch-tschechische Verständigung einsetzt.

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Unser tschechischer Begleiter Adam Kalisz (15) aus Prag | Das ganze Ensemble in Mährisch Schöberg


Von Nordmähren ging es nun nach Sudetenschlesien. In Troppau gab Moravia Cantat ein Konzert im Puppentheater beim Westbahnhof. Dieses Konzert hatte Hans Korbel für das Ensemble organisiert. Besonderen Anklang fanden hier die Volkstänze, besonders der „Henkenhagener Kegel“, bei dem ein überzähliger Herr erst beträchtliche Anstrengungen unternehmen muss, um eine Tanzpartnerin zu erobern (was die übrigen Herren nach Kräften zu unterbinden suchen…).

Die letzte Station der Tournee war Jägerndorf. Hier war Moravia Cantat zu Gast bei der Deutsch-Tschechischen Kulturwoche, die der Jägerndorfer Heimatkreis in Zusammenarbeit mit dem Schlesisch-Deutschen Verband Jägerndorf und der Stadt Krnov veranstaltet. Initiiert hatte das Mitwirken von Moravia Cantat Helmut Irblich, der als gebürtiger Jägerndorfer und als Gründungsmitglied der Südmährischen Sing- und Spielschar sozusagen ein natürliches Bindeglied darstellt. Mit großem Engagement und reicher Sachkenntnis zeigte Helmut Irblich der Gruppe die zahlreichen Sehenswürdigkeiten der Stadt und der Umgebung. Mit dem renommierten Orgelexperten Bohumil Plánský besichtigte das Ensemble die weltberühmte Orgelfirma Rieger-Kloss.

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Der Experte Bohumil Plánský an einer Orgel der jägerndorfer Orgelfabrik Rieger-Klotz


Ein ganz besonderer Höhepunkt war das Konzert von Moravia Cantat in der bis auf den letzten Platz gefüllten Jägerndorfer Synagoge. Diese im maurisch Stil erbaute Synagoge war von Helmut Irblichs Vater, dem Stadtrat Franz Irblich, im November 1938 vor der Zerstörung durch die Nationalsozialisten gerettet worden. Nun erklangen hier – 70 Jahre später – erstmals wieder synagogale Gesänge jüdischer Kantoren aus den böhmischen Ländern. Ein schöner Akzent dieses Konzerts war auch, dass die Streicher von Moravia Cantat bei „Horra-Nigunim“ von Widmar Hader durch die junge tschechische Cellistin Petra Šujanova verstärkt wurden.

Einen tschechischen Begleiter hatte Moravia Cantat übrigens während der gesamten Tournee. Adam Kalisz (15) aus Prag war in den letzten Jahren regelmäßig Teilnehmer bei der Kindersingwoche von Moravia Cantat. Dort hatte es ihm so gut gefallen, dass er nun bei der Mähren-Tournee mitwirkte. Er verstärkte das Ensemble nicht nur als geübter Chorsänger und versierter Geiger und Tänzer, sondern leistete auch als Dolmetscher wertvolle Dienste.

Nach einer Wanderung auf den Altvater fand das letzte Konzert im Konzertsaal der Heilig-Geist-Kirche statt. Im ersten Teil des Konzerts demonstrierte der Jägerndorfer Mädchenchor Ars Voce aufs Eindrucksvollste die hohe Chorkultur Tschechiens; im zweiten Teil des Konzerts präsentierte Moravia Cantat Chorlieder, Instrumentalmusik und Volkstänze.

Erfolgreiche Konzerte, inspirierende Begegnungen, die wundervolle Landschaft (die sich zwei Wochen lang von ihrer Sonnenseite zeigte) und eindrucksvolle Kulturdenkmäler ließen diese Mähren-Reise für Moravia Cantat zu einem unvergesslichen Erlebnis werden.